sinnsuche

21
Nov
2013

und das gilt auch für den sinn

ich glaube auch:
es gibt keinen sinn, es gibt nur techniken, mit denen wir versuchen, sinn herzustellen.

die meisten machen sich zu diesem zwecke kinder, bauen sich eine familie, ein haus, eine karriere. verflechten sich in strukturen, die ihnen keinen platz zum zweifeln lassen.
dann leiden sie natürlich manchmal auch an diesen selbstgebauten und erlernten strukturen. aber oft sind die ja dann auch eine quelle von sinn.

wenn du nun aus all dem aussteigst, oder es nie hattest, oder bisher glück hattest und alles durch deine phantasie und die liebe zu menschen kompensiert hast und das jetzt alles weit weg ist, dann kannst du dir eigentlich die kugel geben, oder?

wenn dir dann jetzt auch noch die kleine finanzielle absicherung wegbricht und du merkst, auch in deinem minijob, braucht dich eigentlich kein schwein, es macht auch keinen spaß mehr und du bist chronisch unterfordert, dir fehlt aber die kraft und motivation, dir was anderes zu suchen und die miete ist auch viel zu teuer..., was dann?

dann kommts schon manchmal vor, dass du die anderen um ihre techniken, sinn herzustellen beneidest, auch wenn du manchmal denkst: wie blind! falsches system! falsche weltordnung! falsche schlüsse! aber...
solange ich keine bessere idee habe, wie ichs anders machen kann, muss ich nicht auf den ideen der anderen rumhacken...

ich komme mir hier falsch vor in dieser welt und auch außen vor. es ist nicht so, dass mich irgendwer bewusst ausschließt, ich schließe mich selbst aus, weil das alles nicht meins ist.

mit dir konnte ich diese sinnlosigkeit einfach ausblenden, wir haben den augenblick genossen und ins unendliche ziehen können. wir haben die zeit anhalten und durch pure gedankenkraft den ort wechseln können.

ej, wir beide konnten zaubern, wir wussten wie das geht!

du, ich hab kein haus mehr. nur eine seifenblase schützt mich vor der welt da draußen. sie macht das eigentlich ganz gut und ich wundere mich manchmal, dass das geht. diese dünne haut schillert auch manchmal, ich kann das sehen im widerschein der gesichter der menschen, die mich ansehen. dann denke ich, mir kann gar nichts geschehen. alles, was ich brauche, werde ich finden und was ich nicht brauche, lasse ich, wo es ist.

ich glaube, du konntest durch die haut meiner seifenblase zu mir kommen und ich zu dir - manchmal - und sie ist nicht geplatzt, sondern zu unserer verwunderung mit uns beiden geflogen. ich habs versucht zu genießen, indem ich die angst vor dem absturz weggeschoben habe. du sagtest zu mir, wir sollten nicht zu hoch fliegen und ich antwortete dir, wir stürzen sowieso, egal wie hoch wir fliegen, wir waren schon viel zu hoch, als dass die weitere höhe noch irgendeinen unterschied gemacht hätte.
ich glaube, ich hab dir sogar diese geschichte dazu erzählt:
als ich mal mit freunden beim segeln um schottland herum bei flaute mit den anderen aus dem boot ins meer gesprungen bin, um im spiegelglatten ozean zu baden, erfasste mich plötzlich ein grauen, weil mir bewußt wurde, dass sich unter mir eine tiefe erstreckte, die ich nicht ermessen konnte. und dann sagte ich mir: egal, du kannst auch in einem wasser von 1m tiefe ertrinken, es ist völlig egal, ob es 1000m sind oder 2000m, wenn du schwimmst, schwimmst du, hab vertrauen.

ich wollte dich loslassen, damit du fliegen kannst, in deiner wüstenwelt, die du dir erschließen wolltest. dann gabst du mir zu verstehen, dass es dir lieber ist, wenn ich dich doch halten würde, ich war überrascht, du hattest dich für mich entschieden - drei tage vor... deinem unfall... sagtest du mir, du fühlst dich zerissen, du schaffst zwei welten nicht, du wünschst dich woanders hin, wärst gerne auf meinem sofa neben dem blauen kissen, aber du bist weit weg und fühlst dich nicht mehr, texas ist wie ein traum, unwirklich. und ich sagte, das klingt ernst, pass auf dich auf, mach langsam und mach dein ding, egal wer oder was. sei lieb zu dir und hab geduld, schöpfe neue kraft.

das hat dir gefallen, du hattest mich lieb für diese worte und sagtest mir das, und das war besonders, denn du warst sonst so sparsam mit solchen äußerungen. du schaffst das - wir schaffen das und wir wollten uns dabei begleiten, unser jeweiliges ding machen unser leben leben auf zwei kontinenten die nächsten 11 monate, uns berichten und rumspinnen und zaubern, zaubern, zaubern, durch raum und zeit.
jaja.! das war der plan damals.

nun hab ich das gefühl, solche geschichten, die dich an den rand des lebens führen, haben im leben keinen platz, zweifel nicht, ängste nicht, wahn und schönheit eigentlich auch nicht. es strahlt alles zu hell, die wenigsten halten diese strahlkraft aus, aber!

ja?! wenn du sie in geschichten packst, sie zu buchstaben zerhackst, nur noch die tote hülle weitergibst, dann plötzlich ist es toll und dramatisch und romantisch und interessant, als text ist es irgendwie auszuhalten, als text können es auch die mitmenschen in ihr leben integrieren. aber in dem moment, in dem es dir und mir passiert, das leben, in dem moment, wo mich die erinnerung zerreißt, weil ich alles wieder ganz nah durchmache oder auch, wenn es schön ist und es sich lebendig anfühlt, dass es noch die kraft hat, mich zu zerreissen - tja, in dem moment hält es einfach keiner aus, das kann und will einfach niemand teilen, da kommt niemand in meine seifenblase und sagt: komm, erzähl mir deine geschichte, nimm mich mit, lass uns fliegen, lass mich spüren, wie es sich anfühlt. wer hält soviel schönheit aus und wer solche schmerzen?

und das geht ja nicht nur mir so. guck dir den stoff der filme an, lies die bücher, die ausgezeichneten und anspruchsvollen. solche geschichten wie darin, passieren ständig um uns herum und die meisten sehen sie nicht oder ertragen sie nicht, die meisten geschichten versinken stumm und können nur durch kunst wieder ins leben geangelt werden.

unsere nicht, übrigens, sie wird nicht versinken. ich bin ne geschichtenerzählerin, genau wie du das, glaub ich, auch warst. aber deine geschichten, also zumindest, die die ich von dir kenne, waren nicht so traurig, mein kieselchen, kleiner ikarus.

gewöhnung an gefahr und betäubung ist einfach ne scheißkombi, besonders wenn ein anderer hinter dir mit dem selben coctail jongliert, kann es das ende der geschichte sein.

...

tja, jetzt kann ich nur denken, wer weiß, was dir dadurch alles erspart geblieben aber auch entgangen ist, du hast auf jeden fall dein ding gemacht und deinen letzten preis gleich und in bar gezahlt.
und ich zahle immer noch, in viel zu hohen beständigen raten für mein ding, für unser ding, welches wir gemacht haben und welches wir nicht mehr machen können. ist das nicht gemein, ein leben lang zu zahlen, für etwas, das ich nicht mehr bekomme in diesem leben?!
oder ist es einfach nur dumm?

kann ich beschließen, einfach nicht mehr zu zahlen? scheißdeal, ich kündige, oder so? ich glaub, du hättest das gekonnt. du warst drauf und dran es umzusetzen.

...

das leben kann grausame überraschungen bereit halten, vielleicht auch mal wieder was schönes. ich kann ja nicht den ganzen tag nur von "früher" schreiben, um mir eine sinnstiftende struktur zu geben, aber meine uhr scheint eingeschlafen, "ich hänge lose in der zeit, ein sturm hat mich hinausgetrieben, auf das meer, das meer der ewigkeit".

vielleicht ist ja schreiben nicht das schlechteste, aber schön wär´s auch mal wieder, ein bisschen zu leben, von mir aus auch zu arbeiten, was für mich sinnstiftendes, wenns geht.

so wie eben gerade, als ich ner wunderhübschen person mit nem phantsatischen lächeln, eine kleine kinderspielzeuggitarre mit ganzen drei saiten für die 3jährige tochter stimmen durfte und sie sich so gefreut hat. die hat mich gerade angesehen, als würden wir uns kennen.
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