8
Aug
2013

wie bitte

zitat aus der trauerrede vor genau einem jahr in der katholischen dorfkirche:
"eine freundin sagte:´britta hatte den schlüssel zu den herzen`"
na, wer hat das wohl gesagt, geschrieben, geflüstert, geschrien und geweint?!
eine freundin halt...

wie bitte???

deine! nämlich!

wo find ich dich? vielleicht bei der gefahr? im gewitter? auf dem dach? in der mitte der schnellstraße auf der überholspur, statt am sicheren rand? der platz dort war ja auch schon besetzt. mit dem rand geben wir uns außerdem nicht mehr zufrieden, mh? doch in der mitte können wir nicht überleben, tja. wir müssen einen neuen ort für uns suchen. hast du ihn schon gefunden? ich such noch.
du fehlst mir, schlingel. kleiner junge, bella donna, piccola oricella, ich such dich am fluss...fussl treib mit den wellen, schwimm mit den fischen, tauch in die fluten, fall aus den wolken, lausch meinen träumen, blick in den himmel, schau in die bäume, steig dann ans ufer und lieg im sand...
das innere oricello - 18. Aug, 21:55

Du, stell deine worte ruhig dazu. deine anteilnahme gibt mir trost. und die trauer nach einem abschied aufgrund von trennung oder tod ist sehr verwandt. ich weiß nicht, wer hier noch mitliest, kann nur spekulieren auf ein paar traurige geister, die auch nicht wissen, wo sie britta finden und sie bei mir suchen. von denen allerdings traut sich hier im virtuellen raum niemand zu posten, vielleicht sind sie auch sprachlos oder finden das hier unpassend von mir und denken vielleicht, ich soll den schmerz nicht nach außen tragen und schon gar nicht intime erinnerungen. oder ich soll endlich aufhören damit, weil es unbequem ist, oder weil sie meine bedeutung für b anzweifeln. sollen sie ruhig, ich kenne meine bedeutung und habs satt, sie beweisen zu müssen. und außerdem ist bs rolle in meinem leben das entscheidende für meine trauer und meine entwicklung.

vielleicht habe ich auch mit einigen von ihnen andere kanäle, um gedanken zu besprechen. aber weißt du, dass trauer so zur privatsache erklärt wird, macht mich wahnsinnig! ich bin neben der trauer auch oft wütend und habe hier schon so vieles nicht veröffentlicht aus rücksicht auf den schmerz und das erfolgreiche verdrängenkönnen der anderen. das macht auf ne gewisse art einsam, denn die wut bleibt und kaum jemand hält sich die eigene verantwortung an dieser tragödie vor augen, es gibt tausend puzzleteile, die am ende zu diesem unglück geführt haben und ich habe auch meinen anteil und das ist schrecklich. mit jedem intensiven kontakt zu menschen haben wir anteil an deren schicksal und mein anteil ist wahrscheinlich eine zu große liebe und aufmerksamkeit, die ich auf sie gerichtet habe. im gegensatz zu anderen, die das vielleicht zu wenig getan haben. oder eben alle nach ihren möglichkeiten und das gleichgewicht war vielleicht außer kontrolle.

die menschen sind feige und bequem, die meisten jedenfalls, es tut zu weh, sich das einzugestehen. ich sehe meinen anteil darin, dass ich ganz zum schluss noch in gesprächen mit b gemeinsam herausgefunden habe, wie zerbrechlich und verletzlich wir sind und dass wir in solchen zeiten sehr auf uns aufpassen müssen und gut zu uns sein müssen, egal welche macker da gerade um uns herum turnen, selbst in deckung gehen und uns sagen: komm riskier was! das reicht von der organisation des texasaufenthaltes bis zum verlauf des abends und der nacht des unfalls. ich hab sie noch 3 tage vorher bekniet, vorsichtig und liebevoll mit sich umzugehen, es hat sie vor diesem unglück nicht bewahrt.

manchmal wissen nur wir, wie zerbrechlich wir sind und wir hatten uns in die liebe verführt, die immer auch zerbrechlich macht, gedankenlos, euphorisch, sehnsüchtig, trunksüchtig, lebenssüchtig, hungrig und durstig.

aber sie wollte nicht zerbrechlich sein, die kleine, sprudelnde, an die grenzen gehende powerfrau, die manchmal wie ein kind, wie ein kerl oder wie eine schöne diva sein konnte. sie hat ihr riskantes ding gemacht und hats am ende mit dem leben bezahlt, im gegensatz zu ihren begleitern und im gegensatz zu mir.

bei vielen ihrer freunde geht die party einfach weiter, die kommen mit ihren neuen und alten geliebten an, mit ihren neugeborenen, mit ihrer dreistigkeit und naivität oder ignoranz. bei mir geht keine party weiter. ich befinde mich in einer schleuse. der fluss ist unterbrochen, auf der einen seite mein bisheriges leben, auf der anderen seite flüsse im nebel, die ich noch nicht erkennen kann, keine ahnung, wohinein mich meine schleuse absetzen wird. ich will das bestimmen, im moment schwebe ich noch und versuche zu heilen und auszuruhen von diesem schrecklichen jahr. kraft schöpfen, energie tanken, quantenphysik erforschen, um zu verstehen, in welche energieformen sich das leben verwandeln kann. hab schon eine idee dazu.

unverdaubar ist der tod, da hast du recht. diese grenze ist einfach nicht fassbar und nicht auflösbar.

wenn ich es mir genau überlege, b wäre jetzt nach über einem jahr schon längst nicht mehr der mensch, um den ich gerade trauere, sie hätte sich verändert, wäre eine andere, genau wie ich, wir hätten uns immer wieder neu erfinden können und sehen ob wir weiterhin freude aneinander gehabt hätten, niemand weiß, ob wir das hätten. es ist fatal in der vergangenheit hängen zu bleiben. aber fatal ist es auch, nichts aus ihr zu schlussfolgern, sich nicht weiterzuentwickeln, nicht nach dem warum zu fragen. auch wenn es tausend antworten gibt, ich finde, man muss fragen. ich will das so. und ich will nicht mehr nur auf andere rücksicht nehmen, sondern auch auf mich und dazu gehört es für mich, dinge auszusprechen, auch die zermürbenden.

und wenn mir jemand antwortet und berührt ist davon, dann ist das mehr als ich von vielen menschen bekommen habe, von denen ich es mir gewünscht hätte. aber, ich habe einen großen schatz und das sind meine freund_innen, das habe ich lernen dürfen.

danke. und alles gute auch für dich.

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