19
Mai
2013

definitiv unsere zeit

ich hab gar nicht so sehr um dich gekämpft, wie ich immer dachte, das war durchaus beidseitig. ich wollte dich sehr, ja! aber ich hab dich auf mich zukommen lassen, ganz langsam. du warst diejenige, die sich nach wochen oder tagen immer wieder zuerst bei mir gemeldet hat, weil ich dir was geben konnte, was dir gut tat, was dir spaß gemacht hat, was dich inspiriert hat und was du so intensiv noch nicht kanntest, wie du mehrmals verwundert festgestellt hattest, etwas, das dich verwirrt, vielleicht überfordert und dennoch angezogen hat, etwas, das nichts mit oberflächlichkeit, sondern mit tiefe zu tun hatte.

und in der letzten maihälfte nach deiner wiederkehr aus dem saarland, vom letzten besuch bei deiner familie,was du damals noch nicht wissen konntest, haben wir fast jeden tag mit einander verbracht, haben uns geliebt und gestritten und missverstanden und angenervt und vermisst und meine mutter im krankenhaus besucht auf dem motorrad und: wir haben uns zugehört und im arm gehalten und gepflanzt haben wir auch etwas zusammen und ich habe dich ganz früh am morgen zur amerikanischen botschaft begleitet und dann vor dem japanischen kulturzentrum auf dich gewartet, weil man sich vor der amerikanischen botschaft nicht aufhalten durfte, da sich die weltmacht sonst bedroht gefühlt hätte und später haben wir zusammen bei dir gefrühstückt. auf dem hinweg in der vollen u-bahn standen wir eng voreinander und du legtest deinen kopf auf meine schulter und schlummertest im stehen, und ich hatte dein schwarzes struppi-haar in den augen und hielt dich fest, damit du nicht umfällst und ich war glücklich dabei. die leute guckten in unsere richtung, was wir wohl für welche sind und sie sahen uns so ähnlich interessiert an, wie damals die leute in rom in der vollen s-bahn richtung ostia. wir hatten eine besondere ausstrahlung zusammen, beide in unseren schönen lederjacken und einem knistern im blick und einem leuchten im auge und einem lächeln um den mund und einer tragik im nacken, die wir noch nicht wahrhaben wollten.

es war ein schwerer abschied, der uns bevorstand, aber noch nicht gleich, nicht jetzt, nicht heute und so taten wir, als hätten wir alle zeit der welt, um über gewisse dinge nicht zu reden, um uns nicht festzulegen, um einiges nicht auszusprechen, um nicht unglücklich zu sein darüber, dass wir uns gerade nun wirklich noch kurz vor deiner abreise ernsthaft aufeinander einließen und dass es ein scheißkalter entzug werden würde, wenn du dann 2 wochen später für 9 monate oder sogar ein ganzes jahr in texas sein wirst. wir taten so, als könnten wir es uns leisten, nebeneinander zu liegen, ohne uns anzufassen, im bett, im wald, am see, auf dem berg unter dem sternenhimmel und den nächtlichen vogelschreien.

und wir haben auch überhaupt nicht dafür gesorgt, dass irgendjemand von deinen leuten bemerkt, wie eng es mit uns wurde, mit meinen leuten habe ich darüber gesprochen, aus diesem grund waren sie auch das ganze letzte jahr für mich da, weil sie verstanden hatten, was mir mit dir geschehen war, meine leute hatten auch die gelegenheit, dich kennenzulernen und uns zusammen zu erleben. und sie waren berührt von uns und freuten sich so sehr für mich, sie mochten dich.

vor den meisten deiner leute, hast du unsere verbindung mehr oder weniger im halbdunkel gelassen, ich hätte vielleicht nicht ganz in ihr bild von dir gepasst.

mal ganz ehrlich kleines b, sowas werde ich mit keiner person nochmal durchmachen. von nun an wird eine person, die mit mir gemeinsam im begriff ist, eine partnerschaft zu gestalten, die schon fast bei mir wohnt, mit der ich meine klamotten tausche und mein computerpasswort teile, die mir vertraut und der ich vertraue, die mit mir schläft und mit mir aufsteht, die mit mir durch wälder wandert ohne zelt und dach und mir die zecken aus der wade dreht, die mir ihre sorgen und ängste mitteilt, der ich via skype über tausende kilometer weit die ukulele stimme und gemeinsam liedchen übe oder in meine geigenstunde reinlinsen lasse und nächtelang chatte, von nun an wird diese person, sollte sie es jemals noch einmal für mich geben, zu mir stehen, oder wir lassen es. das hab ich wohl von dir lernen dürfen. vielleicht wär alles gut geworden, wenn wir genug zeit gehabt hätten und ganz zum schluss, kurz vor deinem tod, fühlte es sich so an, als wären wir beieinander angekommen, wir hatten dann nur noch 3 tage, um es zu genießen. ich versuche es als geschenk zu sehen, dass wir diese 3 tage trotz der großen entfernung noch zusammen hatten.

die erkenntnisse tun weh und auch gut und verbinden mich mit unserer zeit und meinem jetzt im hier. ehrlich zu sich selbst sein, das einzige was hilft. wenn du mich irgendwann ruhen lässt, dann lass ich dich auch ruhen.

alles blüht und duftet, ich denk an dich und je mehr ich dich loslasse, desto näher kommst du zu mir, wie immer eigentlich.

und:

der mai bleibt definitiv unsere zeit.
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